Wie dehne ich meine Ohren richtig?

Posted by Hika Kierkenupp on

Hallo ihr Lieben!

Heute möchte ich euch ein wenig dazu erzählen, wie ihr eure Ohren richtig dehnen könnt, ohne dass ihr euch am Ende verletzt und wie ihr Irritationen und hässliche Blowouts vermeiden könnt.

Als allererstes werde ich euch sagen, was ihr am besten vermeidet.

Nummer 1: Silikontunnel.

Abgesehen davon, dass es sehr wenige Hersteller gibt, die mit biokompatiblem Silikon arbeiten, sollte selbst dieses nur in ausgeheilten Ohren getragen werden, nicht in frisch gedehnten. Das bedeutet, dass ihr seit mindestens einem Monat auf eurer Größe sein solltet, bevor ihr dieses Material zu tragen beginnt.

Noch viel wichtiger ist, dass ihr Silikontunnel nicht als Stretchmethode verwendet. Gerne hört man ja den "guten Rat", diese einfach zusammenzufalten und im Ohr aufploppen zu lassen. Damit reißt ihr euch aber nur gewaltsam die Haut auf und es entstehen Verletzungen. Da nicht-biokompatibles Silikon auch noch voller Weichmacher ist, die vom Körper abgebaut werden, sind diese Stoffe direkt mit euren offenen Wunden in Kontakt.

 

Nummer 2: Dehnspiralen und Dehnstäbe

Auch diese Art von Schmuck ist, wenn überhaupt, nur zu tragen angeraten, wenn eure Ohren schon auf die betreffende Größe gedehnt und ausgeheilt sind.

Abgesehen davon, dass das Material, aus dem dieser Schmuck häufig hergestellt ist, nicht für offene Wunden (und das sind frisch gedehnte Ohren zumeist, auch wenn es sich "nur" um feine Haarrisse handelt) geeignet ist, hat diese Methode noch weitere Nachteile.

Bei Dehnspiralen und -stäben (oder, wie ich sie gerne nenne, "Pflöcke") wird häufig gerne gedacht, dass sie ja den Voteil haben, dass man sie über einen längeren Zeitraum Stück für Stück durchschieben kann, und somit "sanft" dehnt.

Da wir aber nun einmal nicht kontrollieren können, wie wir uns im Schlaf bewegen, besteht die Gefahr, dass wir unbewusst daraufliegen und diese sich weiter durchschieben, das Ohr also mit Gewalt aufgerissen wird. Das kann natürlich auch passieren, wenn man versehentlich dagegen stößt oder hängen bleibt. Zack, schon hat mein ein blutiges Ohr.

Und selbst, wenn es zu solchen "Extremsituationen" nicht kommen sollte, kann es immernoch passieren, dass ihr zu schnell oder falsch dehnt. In solchen Fällen verdreht sich das Ohr dann auch gerne mal und die Fläche, auf welcher der Schmuck eigentlich liegen sollte wird nach außen geschoben, wodurch dann auf Dauer Wülste entstehen, sogenannte "Blow-Outs".

 

Nummer 3: Ungeeignete Materialien zum Dehnen

Ob es sich nun um Plugs, Tunnel, sogenannte Dehnspiralen oder -Stäbe/-Pflöcke handelt: Einige Materialien gehören einfach nicht an wunde Öhrchen.

Holz ist zum Beispiel als organisches Material super, wenn die Ohren abgeheilt sind, sofern das Holz vorab gut behandelt (zum Beispiel über Nacht in Öl eingelegt) wurde. Da Holz aber prorös ist und Feuchtigkeit aufnimmt, ist für wunde, im schlimmsten Fall nässenden Ohren, mehr als ungeeignet. Auch Horn ist nicht immer komplett glatt, also können auch hier poröse Stellen und Risse ein perfekter Ankerpunkt für Bakterien sein.

Von Acryl ist dagegen immer abzuraten, da es Weichmacher enthält, die durch die Körperwärme freigesetzt werden und schlimmstenfalls krebserregende Stoffe enthalten. Weiterhin entstehen im Acryl auch mit der Zeit Risse und das Material wird porös, in denen sich Schmutz und Bakterien einnisten konnten.

Bei handelsüblichem Silikon bestehen ähnliche Probleme.

 

Und wie dehne ich denn jetzt richtig?

Gute Frage! Im Allgemeinen sagt man, dass man ungefähr alle 4 Wochen einen Millimeter weiter dehnen kann. (Wobei das die gängige Zeitspanne für die Ohrläppchen ist - für andere Körperstellen sollte man mehr Zeit einplanen.)

Idealerweise geht man dafür natürlich zu einem Piercer, der ein besseres Auge dafür hat, wie das Gewebe am Ohrläppchen aussieht und ob es schon reif für die nächste Größe ist. In der Regel sollte ein Dehnschritt weder Schmerzen, noch viel Widerstand im Gewebe sein. Auch wenn zwar immer Haarrisse im Gewebe entstehen, muss ja keine größere Verletzung entstehen - Narbengewebe ist immer instabiler als normale Haut. Auch wenn man zu häufig oder zu schnell dehnt kann dadurch eine Art "Sollbruchstelle" entstehen, die mehr und mehr ausdünnt, da der Körper nicht genug Zeit hat, um neues Gewebe zu bilden, die Haarrisse zu füllen. In solchen Fällen kann das Tragen von Schmuck, gerade wenn es sich um etwas schwereren handelt, sehr unangenehm werden. Bei übermäßig beschleunigtem Dehnen kann das Gewebe sogar so sehr ausdünnen, dass die Blutzufuhr nicht mehr wirklich sichergestellt werden kann und das Ohrläppchen im schlimmsten Fall reisst oder teilweise abstirbt.

Selbst wenn ihr also keinen Piercer in eurer Nähe habt, dem ihr vollends vertraut oder einfach selber dehnen wollte, achtet darauf, dass eure Ohren ready sind. Wenn der Schmuck ohnehin schon sehr sehr locker sitzt und man problemlos (d.h. gewaltfrei) die nächste Größe einsetzen kann, dann ist das super. Wenn euch der Schmuck regelmäßig einfach so rausfällt, dann wisst ihr wirklich, dass es soweit ist.

Ideale Materialien sind zum Beispiel Glas oder gut polierte Steinplugs, idealerweise nur mit Single Flare (also nur auf einer Seite konkav, auf der Rückseite gerade, so dass ihr zur Befestigung einen O-Ring darauf schieben könnt).

 

Die richtige Pflege

Ich höre sehr oft, dass Kunden mit Tunneln im Ohr schlafen. Das ist leider nicht so töfte, da so keine Luft an die Haut kommt und das Ohrläppchen - oder zumindest der Teil, der mit den Plugs in Berührung kommt - in seinem eigenen Schweiß und Talg mariniert und so einen super Nährboden zur Bakterienvermehrung bildet, während die Haut so sehr aufweicht, dass die Bakterien auch schön eindringen können. So können schlimmstenfalls Infektionen auftreten, im besten Fall stinkt es einfach entsetzlich. Idealerweise sollte man über Nacht keinen Schmuck tragen, ausgeheilte Ohren also Stück für Stück daran gewöhnen, dass sie auch mal nackt sind. (Anfangs eine halbe Stunde taeglich, dann eine Stunde lang, bis die Ohren auch mehrere Stunden ohne Schmuck leben koennen.) Ich verstehe die Angst, dass sie dann schrumpfen natürlich sehr. Mit einer kleinen Ölmassage entspannt sich das Gewebe aber auch, und man kann seinen Schmuck wieder entspannt einsetzen.

Generell braucht so ein Ohrläppchen in der Wachstumsphase Zuneigung. Hilfreich sind Massagen mit Vitamin E Tropfen und anderen nährreichen Ölen, wie beispielsweise Jojoba oder zum Beispiel Holey Butt´r. Immerhin pflegen wir ja auch unsere restliche Haut, tragen Gesichts- und Bodylotions auf. Warum also nicht auch den Öhrchen ein bisschen Liebe zukommen lassen?

 


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